Donnerstag, 6. Mai 2010

Salt Lake City, Ahnenforschung und Mormonen

Salt Lake City hat einen sehr schönen Flughafen mit wunderbarem Blick auf Berge (Wasatch Range) und Wolken.
Salt Lake City ist die Hauptstadt der Mormonen, hier befindet sich das Tempelgelände (siehe Bild, laut Hotelprospekt die Sehenswürdigkeit Nummer eins in der Stadt). Sechzig Prozent der Bevölkerung in Utah sind Mormonen. Ja richtig, dass sind die, wo die Männer oft schwarze Anzügen und weiße Hemden tragen. Und in Utah leb(t)en auch sehr viele Indianer (z.B. Utes als die Namensgeber).

Die Mormonen sind ja bekannt für Ahnenforschung. Im Bild die Family History Bibliothek auf dem Tempelgelände. Ich hatte Zeit und bin also hin, guten Mutes. Und was soll ich sagen, nach Betreten des Tempelgeländes sprachen mich sofort nacheinander mehrere freundlich lächelnde Mormoninnen an und eh ich mich versah befand ich mich in Begleitung. Mein Ziel war in Sichtweite und einen Katzensprung entfernt. Das Family Search Center. "Free. Fun. Quick. Easy", versprach das im Hotel ausgelegte Tourismus-Magazin.

Die beiden jungen Missionarinnen, die pärchenweise auftauchten und in heilsarmeebraune Mäntel gekleidet waren, nahmen mich sogleich in die Mitte. Sie brachten mich zum Family Search Center, trugen mein Anliegen vor, nein hier war ich falsch, ich müsse zur Family History Library, sie machten mich dort mit der Pförtnerin bekannt, dann weiter zur Anmeldung, Prospekte wurden ausgehändigt, alle stellten die wiederkehrend gleichen Fragen (Ja, ich komme aus Deutschland, gestern gelandet, habe wenn ich es mir recht überlege nicht viel Zeit und reise heute ab, nein, in einer Stunde) und dann wurde ich zu einer Deutschen in die Bibliothek gebracht, die beiden Missionarinnen aus Japan und Argentinien verabschiedeten sich. Nach einigen höflichen Jas, vielen entschiedenen Neins, (eine Führung über das Tempelgelände? kostenlos? nur 20 Minuten? nein? ein Video, es dauert nur 8 Minuten, nein?, und dieses Video? es dauert nur 5 Minuten? ) war ich dann wieder flotten Schrittes draußen, zur Tür durfte ich dann alleine gehen.

Über den Stammbaum meiner Familie herausgefunden habe ich nichts. Die Mormonen filmen alte Kirchenbücher bis zu Zeiten Napoleons ab. Also sollte man seine eigene Familie bereits bis Anfang / Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen können. Die Frage ist, ob die Kirche den Mormonen überhaupt Zugang zu den Büchern gewährt. Als Deutscher kann man sicherlich besser selber bei den Kirchen und Standesämtern recherchieren.

Wer mehr über die Mormonen wissen will: Der Glauben ist im 19. Jahrhundert entstanden, Genealogy (Ahnenforschung) spielt eine zentrale Rolle. Sie haben viele Kinder, die Ikonographie zeigt einen Jesus mit vier Kindern (eine Art männliche Madonna), Familienleben ist wichtig, gute Kleidung ebenfalls ("Wir kleiden uns so schön wie wir können") und Alleinsein wird anscheinend nicht so geschätzt, sie laufen gerne zu zweit und in Gruppen herum. Junge Erwachsene reisen für einige Zeit auf Mission ins Ausland. Alkohol war bis vor kurzem verboten in Utah.

Ich bin dann noch ins Museum (Art Center) gegangen, Eintritt frei, die zeitgenössische Kunst kam mir dann sehr angepasst und brav vor. Mormonisch? Und dann window-shoppen in der sehr schönen Gateway Open Air Mall. Salt Lake hat außerdem ein paar nette Antiquariate und Antiquitätenläden. Gute Restaurants und hübsche Cafés. Und alle unglaublich freundlich, in jedem Geschäft ein paar nette Sätze wechseln (die immer gleichen), am Ende des Tages habe ich Muskelkater vom anstrengenden Lächeln.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen